Was ist eigentlich teuer?

Mich muss ja eigentlich der Wahnsinn treiben. Ich habe mir relativ kopflos und unüberlegt ein viel zu teures Handy gekauft weil mein altes spontan den Geist aufgegeben hat. Mein wichtigstes Ding um in dieser Welt halbwegs zu bestehen ist tatsächlich mein Handy und ich bin sehr dankbar über die heutige Technik. Es hilft mir so so sehr und ich frage mich oft, wie es mir eigentlich gehen würde wenn ich diese Möglichkeiten niht für mich entdeckt hätte.  Es ist einerseits spontaner Fluchtort der immer da ist wenn ich ihn mal brauche, zum anderen ermöglicht es mir mein Leben besser zu führen als ohne. Ich organisiere darüber nicht nur Termine, ich plane aktiv Pausen zwischen Terminen ein, ich führe ein sehr nettes Sozialleben ohne direktes soziales Miteinander was ich nicht so gut kann. Ich habe unzählige Helferlein in einem Gerät. Ich lasse mich mangels Hunger und Durstgefühl ans trinken und essen erinnern, ich die Schlaf dringend zur Regeneration braucht lasse meinen Schlaf listen und geb mir somit Mühe etwas mehr hinzubekommen, ich organisiere Millionen Lieblingskochrezepte nach Listen wer was von uns ißt und was alle essen etc. Das ist sehr praktisch weil durch den Schichtdienst immer mal jemand anderes mitißt oder nicht und alle sehr eigen sind in dem was sie essen, ich führe Einkaufslisten auf die jeder direkten Zugang hat und sie ergänzen und dann auch spontan einkaufen darf, generell Listen hab ich da überall drin. Da ich nunmal für manche Dinge keine automatisieren Abläufe hinbekomme, helfen mir Listen doch sehr nicht vor lauter Gedankenkreisen nicht zum handeln zu kommen. Grade auch so Listen was ich zu welchen Erlebnissen einpacken und mitnehmen muss. Packlisten für Urlaube aller Art, für meinen Arbeitskoffer, für Elternbesuche, Stadtbummel etc. Ich liste Bücher die ich mal lesen will, Filme die mir empfohlen wurden. Alles was auf Listen steht darf ich getrost und entspannt in meinem Kopf entsorgen. Das schafft Platz für all den anderen Kram der ja auch wichtig ist. Ich arbeite die einfach von oben nach unten ab, fertig. Ich nutze es als Babyphone ohne Reichweitenbeschränkung und kann so Abends mit dem Gatten oder Herrn Wuff getrost weiter als 300m vom Haus nett spazieren gehen, ich organisiere meine Paketlieferungen (ich kaufe fast alles online), meine komplette Firma samt Patientenverwaltung, Buchhaltung, Bankgelöt und Rechnungswesen läuft über mein Handy, ich führe Fahrtenbuch, mache meine Steuererklärung, habe jederzeit ein Navi dabei, dokumentiere Zählerstände aller Mithauseigentümer, lasse mich Haushaltstechnisch an das was am dringendsten dran ist erinnern,  ich lese Bücher und und Zeitschriften, lasse mir während der Fahrt alle Bücher vorlesen, habe unzählige dicke Fachbuchwälzer immer dabei, ich kann jederzeit Radio oder Musik meiner Wahl hören, kriege via App Infos über jeden Schulausfall wegen Hitze oder Schnee, ich bekomme Hochwasserwarnungen (wir wohnen direkt am Wasser), ich kann jederzeit alle Fragen die mir im Kopf herumschwirren im Internet recherchieren und muss nicht ständig grübeln was ich mir nochmal merken wollte, ich horte alle meine Bastelanleitungen, ich gucke Filme und TV, ich spiele wenn mir mal nach spielen ist usw. usw.

und manchmal…ja ganz manchmal telefoniere ich sogar damit

Wieviel Geld ist eigentlich zu teuer für all das was es ersetzt?

 

Frau Anders goes socialising Teil 1

Nun wohne ich schon so viele Jahre hier und kenne weder Nachbarn noch überhaupt Menschen hier im Ort. Das ist irgendwie schön, doch auch manchmal ganz schön einsam. Ich weiß manchmal nicht was ich lieber will, Kontakte oder lieber keine und meine Ruhe dabei. Ich sehne mich oft nach dem was ich grade nicht habe. Seit einiger Zeit  hat sich da allerdings schon einiges geändert. Ich schleiche ja sonst oft mit ihm durch die Gegend in der Hoffnung ja bloß auf niemanden zu treffen. Traf ich doch sonst immer nur alte redseelige Männer, lästernde Damen oder Naserümpfende Hundehasser.

Nun aber kenne ich tatsächlich 3 wirklich nette Hundebesitzer mit supernetten Hunden die auch noch 1-2 Häuser weiter wohnen. Na sowas! Frau Anders goes socialising.

Ich freue mich richtig morgens auf die anderen Hunde und auf einen netten Plausch jenseits aller nachbarschaftlicher Verpflichtungen. Das kenne ich so gar nicht von mir. Es sind reine Gassibeziehungen die wir pflegen und das ist wirklich sehr nett weil nicht zu eng und nicht zu nah. Einfach Gassi gehen, Hunde lustig finden, etwas plauschen und dann verabschieden wir uns wieder und jeder geht nach Hause. Perfekt! So mag ich Sozialkontakte. Zu einer Frau mit gleich hampeligen Junghund hab ich sogar schon seit ein sehr herzliches bald schon freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Wir sitten gegenseitig unsere Hunde, bebacken uns und unsere Familien mit Kuchen und helfen uns wenn man was zu helfen ist und unsere Kinder mögen sich auch. Und immer wieder das Erstaunen meinerseits: Nanü, es geht ja doch dieses Sozialdingens!

 

 

Hello again…

Hier soll es also nun weitergehen.

Ich habe nun wirklich lange mit mir gerungen ob ich schon wieder einen neuen Blog aufmachen soll, den alten wiederbeleben oder es einfach ganz sein lassen soll.

Eigentlich wollte ich ja nur ein bißchen über meinen Autismus und unsere bekloppte Familie mit ihrem Alltag schreiben. Leider fehlte mir immer irgendetwas und manches war auch viel zuviel. Mir fehlte es ganz ich zu sein, wirklich mal ganz offen schreiben zu können. Ich bin nicht nur Mutter und Autistin. Ich bin so verdammt vielschichtig und anders daß ich es selber kaum kapieren kann. Ich wünsche mir genau das einfach mal ohne Angst runterzuschreiben.

Mir ist es egal ob das was folgen könnte irgendwann jemanden triggern oder aufregen mag. Hier soll mein Platz für mich sein, wer mitlesen mag darf das gerne tun und wenn es keiner tut ist es auch okay. Ich geh ihn jetzt erstmal einrichten und versuche mich dann ein wenig an einer kleinen Vorstellung.